Eigentlich sollte ich ja jetzt irgendwo auf dem Weg zwischen Arthurs Pass und Boyle sein, doch statt dessen halte ich mich seit 3 Tragen wieder in Christchurch auf und werde hier wohl noch eine ganze Weile festsitzen. Folgendes ist passiert:
Nachdem ich von Methven aus zurück auf die andere Seite des Rakaia River getrampt bin, ging es wieder zu Fuß weiter bis zur Hamilton Hut, wo ich kurz vor dem Dunkelwerden angekommen bin. Die Tage werden hier jetzt wieder kürzer und somit wird schon gegen 21 Uhr die Sonne ausgeknipst.
Da die Hamilton Hut recht groß und gemütlich ist und mir so langsam die Beine schwer werden vom Wandern, habe ich gleich noch einen Ruhetag eingelegt. Vor der Reise hatte ich mir extra noch einen Kindle Reader zugelegt und somit habe ich genügend Bücher zum lesen dabei. Gefahr für Langeweile besteht also nicht.
Von der Hamilton Hut ging es dann durch ein sehr schönes Waldstück weiter bis zur Bealey Hut und von dort aus direkt nach Arthurs Pass, wo mein erstes Versorgungspaket auf mich gewartet hat. Arthurs Pass selber ist ein winziger Ort, mit zwei Backpacker, einem Restaurant und einem Café, und wird von vielen als Station für Tagesausflüge in die umliegenden Berge genutzt.
Leider hat es hier schon seit einiger Zeit geregnet und für die kommenden Tage war die Voraussage auch nicht besser. Für den nächsten Abschnitt denkbar ungünstige Voraussetzungen, da der Deception River sehr oft gequert wegen muss. Es wird auch über all davor gewarnt, Flüsse bei starkem Regen zu queren, da diese innerhalb von kurzer Zeit sehr stark anschwellen und eine reißende Strömung entwickeln. In Neuseeland kommt es leider jedes Jahr immer wieder zu tödlichen Unfällen, bei denen Wanderer in Flüssen ertrinken.
In Arthurs Pass habe ich auch einige getroffen, die diesen Abschnitt auf der Straße umgehen. Da ich jedoch genügend Zeit und ausreichend zu Essen hatte, um notfalls das schlechte Wetter auf einer der Berghütten auszusitzen, habe ich mich auf den Weg begeben.
Der erste Tag führte entlang des Mingha Valley hinauf zum Goat Pass und da es nur ab und an leichten Nieselregen gab, waren die wenigen Überquerungen des Minga River auch kein Problem. Das Wasser war gerade mal knietief und somit gab es nur nassen Socken. Landschaftlich war dieses Stück auch wieder sehr schön und der anhaltende Regen sorgte für jede Menge Wasserfälle links und rechts vom Weg. Die Goat Pass Hut habe ich dann am späten Nachmittag erreicht und es mir dort gemütlich gemacht.
An ein Weitergehen war am nächsten Tag allerdings nicht zu denken, da es am Vorabend wieder angefangen hatte sehr stark zu regnen und es den ganzen Tag so bleiben sollte. Neben der Hütte floß auf einmal ein Bach, den es am Vortag nicht gab und Teile des Tracks standen bis zum Knöchel unter Wasser. Also habe ich mir einen Tee gekocht und weiter gelesen. Später am Tag haben sich dann noch zwei Franzosen dazu gesellt, die einen Tag nach mir in Arthurs Pass aufgebrochen sind.
Obwohl der Himmel am nächste Tag immer noch bewölkt war, hatte es doch zu regnen aufgehört und auch der Bach gleich neben der Hütte war wieder verschwunden. Da aber auf Grund des vielen Regens der letzten Tage immer noch mit einem sehr hohen Wasserstand zu rechnen war, habe ich es von den beiden Franzosen abhängig gemacht, ob ich weiter gehe oder nicht. Alleine wäre es mir auf jedem Fall zu gefährlich gewesen. Da Lilou und Mathieu jedoch versuchen wollten, weiter zu kommen, habe ich die beiden gefragt, ob ich mich ihnen für diesen Tag anschließen kann und so sind wir zu dritt aufgebrochen.
Von der Goat Pass Hut führt der Track immer entlang des Decption River, welcher auch sehr oft überquert werden muss. Anfangs sind wir auch ganz gut vorangekommen, und obwohl uns das Wasser bis über die Hüfte reichte und einen enormen Druck hatte, fühlten wir uns zu dritt relativ sicher, da wir uns immer gegenseitig geholfen haben. Bei einer Überquerung, diesmal ging ich wieder vorne, ist mein linkes Bein jedoch weg geknickt und ich war sofort komplett unter Wasser. Hätten Lilou und Mathieu mich nicht sofort gegriffen und festhalten, wäre ich auf jeden Fall von Fluss mitgerissen worden und die Sache wäre wohl nicht so glimpflich abgelaufen.
Nachdem die Beiden mir aufgeholfen hatten, lag ich jedoch gleich wieder im Wasser, da ich mein links Bein nicht mehr belasten konnte und kurzzeitig kam ganz schön Panik in mir hoch. Irgendwie haben wir es dann gemeinsam an das andere Ufer geschafft, wo ich feststellen musste, dass etwas mit meinen linken Knie nicht stimmt. Ich konnte zwar auftreten und unter Schmerzen weitergehen, jedoch war mein Kniegelenk sehr instabil und konnte dem Wasserdruck des Flusses nicht standhalten. Und bis zum Ende des Abschnittes waren noch über 6 km zurückzulegen, auf denen es noch des öfteren durch den Fluss ging. Die Beiden haben sich jedoch super um mich gekümmert und verdammt viel Rücksicht genommen, wofür ich ihnen wirklich dankbar bin. Alleine wäre ich an diesem Tag jedenfalls nicht mehr bis zur nächsten Straße gekommenen. Dort haben wir uns dann verabschiedet und ich bin erstmal zurück nach Arthurs Pass gefahren.
In Arthurs Pass habe ich dann sogar noch Gwen und Gabriel wieder getroffen, mit denen ich ganz am Anfang schon ein paar Tage zusammen gewandert bin, bis ich wegen meiner Achillessehne aussetzen musste. Irgendwann hatten sie beschlossen, sich etwas mehr Zeit zu lassen, statt jeden Tag ihre Kilometer abzureißen. Da die Beiden kein Gas zum kochen mehr hatten und ich eh erst mal nicht weiter konnte, habe ich ihnen eine von meinen Gasflaschen abgegeben. So hatte mein Unfall noch etwas Gutes, sonst hätten Gwen und Gabriel erst in die nächste Stadt fahren müssen, die recht weit weg ist.
Ich habe mich am nächsten Morgen wieder an die Straße gestellt, um nach Christchurch zu kommen und der Fahrer war sogar noch so nett und hat mich gleich bei einem Arzt abgesetzt. Wenn ich alles richtig verstanden habe, dann ist wohl nichts gerissen, sondern die Bänder innen am Knie überdehnt. Von den Schmerzen her fühlt es sich zwar anders an, aber ich bin geneigt, dem Arzt zu glauben. Für morgen habe ich dann einen Termin beim Physiotherapeuten und bin mal gespannt wie der die Lage einschätzt. Für die nächsten 7 Tage habe ich jetzt noch ein Zimmer in Christchurch und hoffe eigentlich, dass ich dann wieder weiter kann. Viel länger möchte ich nicht unbedingt hier bleiben, da mir schon jetzt, nach gerade mal 3 Tagen, die Hummeln im Hintern summen. Naja, weitere Infos gibt es demnächst.
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